Aluminium vorsorglich reduzieren!

Der österreichische Bundesminister für Gesundheit, Alois Stöger warnt vor dem Gebrauch von Aluminium Produkten. Stöger sieht akuten Handlungsbedarf: „Ich werde mich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass konkrete EU-rechtliche Maßnahmen zum Verzicht auf Aluminium in der verbraucherInnennahen Anwendung gesetzt werden. Sofern kein Verzicht möglich ist, sollte zumindest eine Reduktion von Aluminium in derartigen Produkten durchgesetzt werden.“

Die Konsumenten sollen vorsorglich auf Produkte mit Aluminium verzichten. Aluminium wird unter anderem in Antitransparantien und bei Impfstoffen eingesetzt. Bei Impfstoffen löst Aluminium als Impfverstärker die gewünschte Reaktion des Immunsystems aus. Weiterhin werden gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden oft rezeptfreie Arzneimittel, darunter sogenannte Antazida, eingesetzt. Einige dieser Präparate enthalten Aluminiumverbindungen.

Wo wird Aluminium eingesetzt?

Derzeit kommt der Gebrauch von Aluminium in folgenden Produkten vor:

  • Lebensmittel
  • Kosmetika
  • Lebensmittelkontaktmaterialien
  • rezeptfreie Antazida (Arzneimittel zur Reduktion von Magensäure)
  • Impfstoffe

Empfehlungen des österreichischen Gesundheitsminister

Das Gesundheitsministerium empfiehlt:

  • Verwenden Sie keine unbeschichteten Gefäße aus Aluminium und keine Alufolie zum Zubereiten und Aufbewahren von stark säurehaltigen Lebensmitteln (wie z. B. Tomatensauce, Rhabarberkompott, Apfelmus, etc.).
  • Achten Sie bei Trinkflaschen aus Aluminium darauf, die Innenbeschichtung nicht zu beschädigen. Sollte die Innenbeschichtung Beschädigungen, wie z.B. Kratzer oder Dellen, aufweisen, verwenden Sie die Flasche nicht weiter.
  • Verwenden Sie nach Möglichkeit aluminiumfreie Deodorants. Deodorants und Antitranspirantien mit aluminiumhaltigen Inhaltsstoffen sollten nicht auf verletzter bzw. gereizter Haut oder unmittelbar nach einer Rasur aufgebracht werden. Kinder sollten keine aluminiumhaltigen Deodorants oder Antitranspirantien verwenden.
  • Fragen Sie Ihre Ärztinnen bzw. Ärzte oder ApothekerInnen nach Alternativen zu aluminiumhaltigen Antazida (Arzneimittel zur Neutralisierung der Magensäure).

Gefahren von Aluminium

Aluminium und seine Verbindungen werden für die unterschiedlichsten Zwecke in Kosmetika eingesetzt. Am häufigsten und in hohen Konzentrationen werden Aluminiumchlorid und Aluminiumchlorohydrat aufgrund ihrer schweißreduzierenden Wirkung verwendet. Diese Verbindungen sind Bestandteil der meisten im Handel erhältlichen Deodorants und Antitranspirantien. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass diese Produkte maßgeblich zur systemischen Exposition der VerbraucherInnen mit Aluminium beitragen können. Die französische Behörde AFSSAPS empfiehlt deshalb eine Reduktion der Maximalkonzentration von Aluminium in Kosmetika auf 0,6 %.

Zahlreiche biochemische Prozesse werden durch Aluminium beeinflusst, doch über die exak-ten Mechanismen der Toxizität von Aluminium ist wenig bekannt. Eindeutig ist jedenfalls das zell- und insbesondere neurotoxische Potenzial. Aluminium steht in Verdacht, an der Entstehung einer Reihe von Erkrankungen – insbesondere des Zentralnervensystems, aber auch des Stoffwechsels – beteiligt zu sein.

Allerdings konnte bislang nur bei drei Krankheiten – der Dialyse-Enzephalopathie, der Osteomalazie (Erkrankung der Knochen) sowie der Aluminose (Aluminiumstaublunge) ein direkter Zusammenhang zwischen einer Aluminiumexposition und der Entstehung der Krankheit festgestellt werden. Drei Organsysteme sind klar durch die toxischen Effekte von Aluminium betroffen: das blutbildende System, das Nervensystem und die Knochen. Als Haupteintrittspforte in den Körper wird allgemein der Verdauungstrakt angenommen, darüber hinaus kann Aluminium aber auch über die Haut, die Schleimhäute oder die Lunge aufgenommen werden. Neueste Untersuchungen zeigen, dass bereits geringe Mengen an Aluminium – wenn diese über längere Zeiträume aufgenommen werden – negative Effekte auslösen oder negative Effekte anderen Ursprungs verstärken können.

An industriellen Arbeitsplätzen an denen Aluminium hergestellt und verarbeitet wird, treten Belastungen durch leicht inhalierbare Aluminiumstäube auf. Besonders gravierende Formen von Lungenschädigungen wurden unter Beschäftigten beobachtet, die beim Schweißen und Schleifen feine Aluminiumpartikel einatmen und die an der Herstellung von kleinsten metallischen Aluminiumflocken, dem sogenannten „pyro powder“, mitwirken. Hier sind trotz aller arbeitshygienischen Maßnahmen die Erkrankungsrisiken weiterhin hoch.

Aus epidemiologischen Studien liegen auch Hinweise auf schwere Nerven- und Gehirnschädigungen bei Arbeitskräften vor, die längeren Belastungen durch Aluminium in Form von Dämpfen oder Stäuben ausgesetzt waren. Alzheimer-Demenz ist eine zunehmend häufigere Erkrankung, die zum fortschreitenden Verlust kognitiver Funktionen bis zum Tod führt. Ein möglicher ursächlicher Zusammenhang dieser Erkrankung mit Belastungen durch Aluminium wird kontrovers diskutiert. Einige Beobachtungen unterstützen diese Annahme: (1) Aluminium hat neurotoxische Wirkungen; (2) ein Übertritt des in Nahrung und Getränken enthaltenen Aluminiums in den Blutkreislauf und das Gehirn ist grundsätzlich möglich; (3) bereits geringe Aluminiummengen können neurologische Beeinträchtigungen hervorrufen – dies zeigen Beobachtungen nach lange andauernden Inhalationen von Aluminiumstaub, aber auch Erfahrungen bei intravenös ernährten Personen. Allerdings unterscheiden sich die bei PatientInnen mit Alzheimer-Demenz beobachteten Veränderungen der Gehirnzellen im Detail von denen, die im Tierversuch oder bei DialysepatientInnen beobachtet wurden und es ist auch noch strittig, ob die für die Alzheimer-Krankheit typischen Ablagerungen im Gehirn („plaques“) in allen Fällen Aluminium enthalten.

Ein direkter und alleiniger kausaler Zusammenhang zwischen Aluminiumexposition und Alzheimer-Demenz ist nicht wahrscheinlich, möglicherweise ist Aluminium aber ein wichtiger Co-Faktor, der die Entstehung dieser Erkrankung fördert. Zahlreiche ExpertInnen sprechen sich aus diesem Grund unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips dafür aus, die Gesamtbelastung mit Aluminium soweit als möglich zu minimieren.

Die Ursachen von Brustkrebs sind vielfältig – erbliche und hormonelle Faktoren spielen dabei ebenso eine Rolle wie Umweltfaktoren. In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit von Tumoren im äußeren, oberen Quadranten der Brust zugenommen. Manche WissenschaftlerInnen vermuten als Ursache dafür die Verwendung aluminiumhaltiger Antitranspirantien. Ob Aluminium tatsächlich an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt sein kann, wird derzeit kontrovers diskutiert und weitere Studien zur Untermauerung oder Widerlegung dieser Hypothese sind notwendig.

Gegen Sodbrennen und Magenbeschwerden werden oft rezeptfreie Arzneimittel, darunter sogenannte Antazida, eingesetzt. Einige dieser Präparate enthalten Aluminiumverbindungen. Wird die maximale empfohlene Tagesdosis eingenommen, kann sich die tägliche Aluminiumaufnahme je nach Präparat auf bis zu 5000 mg erhöhen. Aluminium aus Antazida wird zu einem geringen Teil absorbiert und kann über den Blutkreislauf in Organe und Knochen gelangen. Eine Beteiligung von Aluminium aus diesen Arzneimitteln an der Entstehung der Alzheimer-Krankheit ist umstritten.

Die Verwendung aluminiumhaltiger Antazida steht auch im Verdacht, an der Entstehung von Nahrungsmittelallergien beteiligt zu sein. Da Aluminium in den Fötus übertreten kann, sollten diese Präparate in der Schwangerschaft nach Möglichkeit nicht oder nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Aluminiumhaltige Antazida sollten nur bei eindeutigen Indikationen und nur für einen therapeutisch sinnvollen Zeitraum ärztlich verschrieben werden. Trinkwasser kann aus gelösten Mineralien geringe Mengen von Aluminium enthalten. Zumeist stammt das Aluminium im Trinkwasser jedoch aus den Aluminiumverbindungen, die zum Ausfällen von organischen Verunreinigungen im Wasserwerk zugesetzt wurden.

In Österreich wird eine derartige Wasseraufbereitung nicht eingesetzt. Aus einigen epidemiologischen Studien liegen Hinweise darauf vor, dass ein am Wohnort erhöhter Aluminiumgehalt im Trinkwasser (von mehr als 0,1 mg/l) eine erhöhte Häufigkeit von kognitiven Schädigungen und von Alzheimer-Erkrankungen mit sich bringt. Vermutet wird, dass das im Wasser gelöste Aluminium besonders leicht bioverfügbar ist und ins Gehirn gelangen kann. Die in einigen europäischen Ländern gemessenen erhöhten Aluminium-Werte im Trinkwasser sollten da-her reduziert werden – etwa durch den Ersatz von Aluminium- durch Eisenverbindungen in der Wasseraufbereitung. Unter dem Gesichtspunkt der Vorsorge raten ExpertInnen, es solle mit hoher Priorität dafür gesorgt werden, die zulässigen Grenzwerte für Aluminium im Trinkwasser auf zumindest < 100 μg/l abzusenken und dies auch durch Kontrollen zu überprüfen, insbesondere für ältere Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für Alzheimer-Erkrankungen besteht.

Aluminium und insbesondere Aluminiumoxid in der Nanoform werden bereits in einer Reihe von Produkten und Anwendungen eingesetzt, etwa als Zusatz zu Lacken, Treib- oder Sprengstoffen, für kratz- und abriebbeständige Beschichtungen, in Kunststoffverpackungen oder als Filter. Laut dem deutschen Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel werden in Kosmetika derzeit keine nanoskaligen Aluminiumverbindungen gemäß Definition der EU-Kosmetikverordnung eingesetzt. Einige Studien in vitro und an Tieren zeigen neurotoxische Effekte, wie sie für Aluminium generell bekannt sind, wobei die Nanoskaligkeit signifikant zur Neurotoxizität beizutragen scheint. Es gibt Hinweise darauf, dass Nano-Alumina im Wasser die Übertragung von Antibiotikaresistenz-Genen zwischen Bakteriengattungen fördert, weshalb eine Freisetzung in die Umwelt vorsorglich vermieden werden sollte.

Eine andauernde Exposition von VerbraucherInnen mit geringsten Mengen von Aluminium aus verschiedenen Quellen (Lebensmittel, Lebensmittelkontaktmaterialien, Kosmetika, Arzneimittel, Impfstoffe) kann zu einer Überschreitung der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemenge (TWI) von 1 mg Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht führen. Insbesondere für sensible Bevölkerungsgruppen, wie Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, ältere Personen, Menschen mit chronischen Erkrankungen oder solche mit entsprechender genetischer Disposition, kann dies ein erhöhtes gesundheitliches Risiko bedeuten.

Im Sinne des Vorsorgeprinzips ist es deshalb ratsam, Aluminiumexpositionen der VerbraucherInnen aus körpernahen Anwendungen so weit wie möglich zu reduzieren.

 

Was ist Aluminium?

Aluminium ist das häufigste Metall der Erdkruste, erfüllt aber aufgrund seiner geringen Bioverfügbarkeit keine biologischen Funktionen. Als Werkstoff für die verschiedensten Anwendungsbereiche – vom Flugzeugbau bis zum Verpackungsmaterial – ist dieses Leichtmetall aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Aufgrund seiner vielen Vorteile findet Aluminium aber auch Verwendung in „körpernahen” Anwendungen, etwa in Form von Lebensmittelzusatzstoffen, in Kosmetika oder in Arzneimitteln.

Erst vor etwa 150 Jahren gelang es erstmals, dieses Leichtmetall in reiner Form im industriellen Maßstab zu produzieren. Sein geringes spezifisches Gewicht und die guten mechanischen, elektrischen und thermischen Eigenschaften haben dazu geführt, dass es nach Eisen und Stahl nun global das am meisten verwendete Metall ist. Die weltweite Produktion umfasst ca. 45 Mio. Jahrestonnen. Dieses Metall kann durch Gussprozesse und durch plastische Umformungen wie Walzen, Schmieden sowie Strangpressen bearbeitet werden und auch Altmaterialien können erneut verwertet werden.

Sehr geringe Anteile von Aluminium können in Lebensmitteln aus natürlichen Quellen stammen. Bedeutender sind die Anteile, die auf aluminiumhaltige Zusatzstoffe zurückzuführen sind oder die durch Lebensmittelkontaktmaterialien in das Lebensmittel gelangen. Die meisten unverarbeiteten Lebensmittel enthalten weniger als 5 mg Aluminium pro Kilogramm, allerdings kann der Aluminiumgehalt der einzelnen Lebensmittel in den verschiedenen Ländern variieren. Lebensmittelzusatzstoffe auf Aluminiumbasis können die Aluminiumaufnahme erhöhen.

Aus Vorsorgegründen hat die Europäische Kommission einige Zulassungen aluminiumhaltiger Lebensmittelzusatzstoffe aufgehoben bzw. deren Verwendung beschränkt oder die Höchstmengen reduziert. Untersuchungen von Produkten am europäischen Markt zeigten, dass einige Produkte zur Ernährung von Säuglingen hohe Aluminiumkonzentrationen enthalten, die zu einer Überschreitung der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten tolerierbaren wöchentlichen Aufnahme-menge (TWI) von 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht führen können.

Aluminium wurde wegen seines geringen spezifischen Gewichts und der hohen Beständigkeit und Wärmeleitfähigkeit bereits bald nach 1900 – zunächst im militärischen Bereich – für Küchengeräte, Essgeschirr und Feldflaschen verwendet. Ob dieses Lebensmittelkontaktmaterial als unbedenklich und ungiftig angesehen werden kann und ob es bei der Speisezubereitung zum Übergang von Aluminium aus den Küchenutensilien kommt, wurde vielfach diskutiert. Es gilt nun als gesichert, dass beim Kontakt mit sauren Speisen und Fruchtsäften und bei längeren Zubereitungszeiten geringe Aluminiummengen in Speisen übergehen. Die daraus resultierenden Belastungen sollten vermieden werden.

Daher empfehlen Behörden und Expertengremien, einen längerfristigen Kontakt von stark sauren oder salzigen Speisen und Getränken mit Aluminium zu vermeiden. Zudem sollten Produzenten einen Übergang von Aluminium aus Lebensmittelkontaktmaterialien auf Lebensmittel so weit als möglich reduzieren.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Sektion II
Radetzkystraße 2, 1031 Wien

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