Alpecin hält an umstrittenen Parabenen fest.
Parabene stehen seit längerem in der Kritik, gesundheitsschädlich zu sein. Im Alpecin Coffeinshampoo werden gleich zwei dieser Parabene verwendet: Methylparaben und Propylparaben. Laut dem Hersteller, Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG ist es nicht geplant, Parabene aus den Produkten zu entfernen. Doch was sind Parabene überhaupt und wie können sie die Gesundheit gefährden?
Was sind Parabene?
Parabene sind Chemikalien, die als laut Herstellern als Konservierungsstoff in kosmetischen Produkten und teilweise sogar in Lebensmitteln eingesetzt werden. Da Kosmetik oft aus Wasser besteht und Keime gerne in diesem gedeihen, ist eine Konservierung notwendig.
Wie wirken Parabene?
Parabene sind der Struktur des weiblichen Sexualhormons Östrogen sehr ähnlich. Da sie über die Haut absorbiert werden, gibt es Befürchtungen, dass sie den Hormonhaushalt von Menschen durcheinanderbringen können. Versuche an Ratten zeigen, dass diese Befürchtung nicht unbegründet ist. Bei männlichen Ratten senken die Parabene den Testosteronspiegel und führen zu einer Verringerung der gesunden Spermien. Bei weiblichen Ratten wurde ein Anwachsen des Uterus festgestellt. Die volle Dosis Weiblichkeit also.
Alpecin – volles Haar, aber nichts mehr in der Hose?
Ein weiterer Wirkstoff in Alpecin, der für die Männlichkeit nicht unbedingt förderlich ist, ist das vielbeworbene Coffein. Laut der Alpecin Website hat Coffein einen Einfluss auf das männliche Hormon Testosteron. Laut einer Studie der Klinik und Polyklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität Hamburg-Eppendorf neutralisiert Coffein die negativen Wirkungen von Testosteron. Ob es auch die Manneskraft neutralisiert oder vermindert war natürlich nicht Thema der Studie.
Krebs durch Parabene
Während das Bundesinstitut für Risikobewertung die Verwendung von Parabenen in Kosmetika und Deodorants immer noch erlaubt, warnt die deutsche Krebsgesellschaft vor den möglichen Folgen von Parabenen.
Einer britischen Studie zufolge, veröffentlicht im „Journal of Applied Toxicology„, könnte es einen Zusammenhang zwischen Paraben haltigen Deodorants und Brustkrebs geben. Britische Wissenschaftler haben in 18 von 20 Brustkrebsproben Paraben nachweisen können. Weitere Untersuchungen sind angekündigt.
Paraben hat eine dem weiblichen Hormon Östrogen ähnliche Aktivität. Östrogen wiederum gilt als Wachstumsfaktor für Brustkrebs. Rund 500 Männer erkranken jährlich in Deutschland an Brustkrebs, Tendenz steigend.
An Krebstumoren durchgeführte Obduktionen haben Rückstände von Methyl-, Ethyl- und Propylparabenen ergeben; unklar bleibt, ob solche Rückstände auch in sonstigem gesunden Gewebe bestehen.
Im Jahr 2011 hat die dänische Regierung Propyl-, Isopropyl-, Butyl- und Isobutyl-Parabene in Körperpflegeprodukten für Kinder unter drei Jahren mit der Begründung verboten, dass kleine Kinder durch die hormonähnliche Wirkung dieser Stoffe für Schäden empfänglicher seien. Das SCCS vertritt den Standpunkt, dass seine eigene Einschätzung der Stoffe ausreiche.
2012 – neue Studien schockieren
Die Studie untersuchte 5 verschiedene Parabene genauer und wies nach, dass diese in beträchtlichen Konzentrationen in Brustkrebsgewebe vorhanden waren. In einem nächsten Schritt wurden die dort vorhandenen Parabene genauer untersucht und festgestellt, dass diese intakt waren. Das bedeutet: Die Parabene gelangten nicht über die Nahrung (und damit den Verdauungstrakt) in den Körper, sondern wurden direkt über die Haut aufgenommen.
Auch Frauen die nie in ihrem Leben Deodorant benutzt hatten, hatten Parabenansammlungen im Brustkrebsgewebe. Daraus schliess die Studie folgendes: Nicht nur gelangen Parabene direkt über die Haut in den Körper, sondern sie wandern dann, wenn sie im Körper sind, an bestimmte Stellen – zum Beispiel in das Brustgewebe.
Auch wenn einzelne Parabene im Körper nur in geringen Konzentrationen vorliegen, können sie sehr wohl gefährliche Auswirkungen haben, wenn gleichzeitig andere Parabene vorhanden sind. Diese sind mit großer Wahrscheinlichkeit vorhanden, weil Menschen zahlreichen Parabenquellen ausgesetzt sind – nicht nur einem Shampoo für die Haare. Um die Gesundheitsgefährdung zu bestimmen, ist es notwendig die kumulative Wirkung von Parabenen zur berücksichtigen.
Was bedeutet das für uns?
In unserem modernen Leben finden sich Parabene in einer Vielzahl an Produkten, darunter in Lebensmitteln, Medikamenten und Körperpflege. Deshalb ist es umso wichtiger darauf zu achten, auf Produkte die Parabene beinhalten zu verzichten. Man erkennt Parabene unter anderem an der Endung -paraben – . Wer auf Nummer sicher gehen möchte greift zu natürlichen Lebensmitteln anstatt zu Fertigprodukten und wechselt zu Haarpflegeprodukten und Kosmetik, die keine Parabene enthalten. Ihre Männlichkeit wird es Ihnen danken ;-).
Die Alpecin-Studie
In der Werbung bezieht sich Alpecin auch auf die Studien, die eine Wirksamkeit des Alpecin Coffein Shampoo beweisen sollen.
2006 wurde Alpecin vom Verein Sozialer Wettbewerb e.V. wegen der Werbeaussagen verklagt. Unter anderem ging es um diese Behauptungen:
- Glatze? Vorbeugen mit Coffein!
- Beugt Haarausfall vor
- Dermatologen der Universität Jena bestätigen: Coffein stimuliert geschwächte Haarwurzeln.
- In-vitro-Tests an erblich belasteten Haarwurzeln beweisen, dass Coffein vor dem schädlichen Einfluss des männlichen Testosteron schützt.
- Männer vor die Wahl gestellt: Rubbeln oder Glatze?
- Das Coffein im Alpecin hält die Haarwurzeln wach, damit die Haarproduktion nicht vorzeitig zurückgeht. Das haben deutsche Wissenschaftler herausgefunden.
Alpecin unterlag vor dem Gericht. Die Begründungen lauten unter anderem:
Die Beklagte habe ihrem Mittel mit den beanstandeten Aussagen Wirkungen beigelegt, die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert seien. Die von ihr vorgelegte unveröffentlichte Studie des Haarforschungslabors der Klinik für Dermatologie und dermatologische Allergologie der Universität Jena sei noch nicht Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion geworden. Die Studie dürfe daher auch dann, wenn sie lege artis durchgeführt worden und als solche nicht zu beanstanden sei und ihre Untersuchungsergebnisse und Schlussfolgerungen richtig seien, nicht zur Grundlage einer uneingeschränkten Werbung mit entsprechenden Aussagen gemacht werden. Aus diesem Grund sei auch das von der Beklagten insoweit beantragte Sachverständigengutachten nicht einzuholen gewesen.